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Kinder zu erziehen heißt für fast alle Eltern, mal Höhen und mal Tiefen zu durchschreiten. Allerdings gibt es Eltern, die vor besondere Herausforderungen gestellt sind.

Vielleicht kennen auch Sie solche Situationen:

  • Ihr Kind reagiert oft unaufmerksam.
  • Es beansprucht ständig viel Aufmerksamkeit.
  • Beim Essen oder beim Schlafengehen kommt es regelmäßig zu Diskussione und Machtkämpfen.
  • Ihr Kind hat immer wieder Trotzanfälle, bei denen es sich nicht beruhigen lässt.
  • Ihr Kind stellt Sie regelmäßig vor Außenstehenden bloß.
  • Personen aus Ihrem Umfeld zeigen sich verständnislos dem Verhalten Ihres Kindes gegenüber und äußern Bedenken über Ihren Erziehungsstil.
  • Die Erzieher/innen in der Kindertagesstätte sagen Ihnen, dass Ihrem Kind nicht beizukommen sei und dass sich etwas ändern müsse.
  • Andere Eltern sind der Meinung, Ihr Kind sei schlechter Umgang für ihre Kinder, da es immer wieder zu größeren Konflikten kommt.

Solche Schwierigkeiten können bei Jungen und Mädchen gleichermaßen vorkommen, obgleich sie bei Jungen häufiger sind. Die Eltern fragen sich dann oft, womit sie ein solch schwieriges Kind verdient haben, warum ihr Kind so undankbar ist, oder was sie als Eltern falsch gemacht haben? Manchmal besteht der Alltag dieser Eltern nur noch aus Verzweiflung und ihnen wird alles zu viel. Oder sie geben auf, vermeiden die Konfrontation, und das Kind erzieht die Eltern dazu, sich ihm nicht zu widersetzen, anstatt umgekehrt.

Was aber sind Gründe dafür, wenn ein Kind auffällig ist, wenn es stört, nicht hört, und nicht einsichtsfähig ist, und gleichzeitig oft sehr unglücklich darüber wirkt?

  1. Die „Auffälligkeit“ des Verhaltens eines Kindes hängt zu einem gewissen Teil von den Erziehungszielen der Eltern ab. Wenn es Ihnen besonders wichtig ist, dass Ihr Kind selbständig und durchsetzungsfähig ist, dann wird es wahrscheinlich auch Situationen geben, in denen Ihr Kind aneckt, oder in denen Sie selbst aufs Höchste herausgefordert sind.
  2. Die „Auffälligkeit“ eines Verhaltens hängt aber auch von den Erwartungen und Werten anderer Personen ab. Für die Großeltern, die zu Besuch kommen, kann es zum Beispiel ungehörig sein, wenn das Kind einfach weiter liest, anstatt sie zu begrüßen, während Sie als Eltern sich darüber freuen, wie ausdauernd sich Ihr Kind mit einem Buch beschäftigt.
  3. Die „Auffälligkeit“ des Verhaltens eines Kindes hängt außerdem von den äußeren Umständen wie zum Beispiel von der Zusammensetzung der Gruppe im Kindergarten ab. Je nachdem, wie gut oder weniger gut Ihr Kind in eine Gruppe hineinpasst, wird sein Verhalten ein anderes sein.

„Auffälliges Verhalten“ bei Kindern kann aber auch andere Ursachen haben:

Das Leben unserer Kinder wird immer hektischer und anstrengender. Mit Smartphones, Spielekonsolen und anderen medialen Angeboten nimmt die Reizvielfalt zu. Manche Kinder können all diese Reize nur schwer verarbeiten und reagieren darauf mit Unruhe und sinkender Aufmerksamkeit. Dies sind Symptome, die der AD(H)S-Diagnose sehr verwandt sind. Wichtig für diese Kinder sind ein regelmäßiger Tagesablauf mit festen zeitlichen Strukturen, eine Verringerung der Anforderungen und Verpflichtungen, ausreichend Zeit zum Ausruhen, reizreduzierte Räumen (z. B. weniger sichtbare Spielsachen im Kinderzimmer) und ein konsequentes Erziehungsverhalten. Weitere Informationen zu AD(H)S unter www.adhs.de, www.adhs-deutschland.de.

 

Oft spürt ein schwieriges Kind das negative Bild, das die Eltern oder andere Personen von ihm gewonnen haben. Manchmal beginnt daraufhin ein regelrechter Teufelskreis: Wenn das Kind den Eindruck gewinnt, gar nichts mehr recht machen zu können, kommt es vor, dass es sein auffälliges Verhalten besonders stark auslebt. Das Kind erlebt es dann als „positive“ Bestätigung, wenn die Erwachsenen mit ihren Reaktionen zeigen, dass sie sich in ihrer schlechten Ansicht über das Kind mal wieder bestätigt fühlen. Wichtig ist es in einem solchen Fall, dem Kind ausreichend Gelegenheit zu geben, sich in seinen guten Eigenschaften zu erleben. Hierzu kann zum Beispiel ein gemeinsam geführtes Tagebuch beitragen, in das täglich Situationen aufgeschrieben werden, die gut gelaufen sind und warum. In besonders belastenden Zeiten kann es auch ratsam sein, dem Kind eine Zeit lang auch eine stabile Bezugsperson außerhalb der Familie zur Seite zu stellen. Hierbei können Ihnen Familien- und Erziehungsberatungsstellen weiterhelfen. Eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe finden Sie unter www.bke.de.

Bisweilen zeigen solche Kinder „auffälliges Verhalten“, deren Eltern ihnen nur wenig Grenzen setzen. Diese Kinder fühlen sich in schwierigen Situationen nicht selten allein gelassen und überfordert. Sie reagieren mit provozierendem Verhalten und hoffen dann, dass die Eltern sich stark zeigen und Orientierung bieten.

Wenn Eltern ihren Kindern keine oder nur inkonsequent Grenzen aufzeigen, liegt dies oft daran, dass am eigenen Kind etwas ausgeglichen werden soll, was in der eigenen Kindheit fehlte. Dies kommt bei vielen Eltern vor. Im Rahmen von Beratungsgesprächen bei einer Erziehungs- oder Familienberatungsstelle können Eltern ihre eigene Einstellung überdenken und sich damit vertraut machen, wie sie sich ihren Kindern in anstrengenden Situationen gewachsen zeigen und ihnen mit Grenzen Halt bieten können. Dies baut bei den Kindern das Vertrauen auf, dass die Eltern auch mit anderen schwie- rigen Situationen umzugehen verstehen.

Andere Kinder mit auffällig schwierigem Verhalten fühlen sich dem Leben gegenüber gut gerüstet, so dass sie Einmischungen – zum Beispiel der Eltern – als Behinderung der eigenen Entfaltung empfinden und entsprechend unwillig darauf reagieren.

Die Herausforderung bei diesen „charakterstarken“ Kindern besteht darin, sich als Eltern die eigenen Kräfte gut einzuteilen. Lassen Sie sich nur dann auf einen Konflikt ein, wenn Sie sicher sind, sich dem Kind gegenüber behaupten zu können, d.h. wenn Sie genügend Ruhe, Kraft und Zeit haben. Verfolgen Sie ansonsten die Strategie, bei den Stärken und Interessen des Kindes anzuknüpfen, um ein erwünschtes Verhalten durchzusetzen.

Spornen Sie Ihr Kind z. B. zum Essen an mit dem Argument, doch sicher groß und stark werden zu wollen. So kann es sich aus seiner Sicht den Erwachsenen ebenbürtig fühlen, wenn es sein gesundes Essen aufisst.

 

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