089 82979890 info@peter-pelikan.de

Im Alltag mit Kindern kommt es immer wieder vor, dass Eltern nicht wissen, wie sie reagieren sollen. Im Alter von 1,5-3 Jahren üben die Kinder ihr erstes „Nein-Sagen“ ein. So kann es vorkommen, dass die Kinder schreien, sich auf den Boden werfen oder sogar um sich schlagen, wenn sie nicht dürfen, was sie sich in den Kopf gesetzt haben.

Sicher kennen Sie ähnliche Beispiele aus eigener Erfahrung:

Arda, 1 ¾ Jahre, will nicht gewickelt werden. Jedes Mal läuft er schreiend davon. Er macht immer erst dann mit, wenn die Mutter ihm Schokolade in die Hand gibt.

Kerim, 2 ¼ Jahre, muss sich richtig ärgern, wenn die Mutter ihm das Handy wegnimmt. In seiner Wut schlägt er nach ihr. Die Mutter übergeht seine Schläge und lenkt ihn ab. Er wird noch wütender und schreit laut durchs Haus. Das ist der Mutter unangenehm, sie lässt ihm das Handy.

Sarah, 2 ½ Jahre, möchte ihre Jacke alleine ausziehen. Der Vater sieht zu, sie tut sich schwer und er will ihr helfen. Sarah wehrt sich und wirft sich schreiend auf den Boden.

Alle Beispiele sind typisch für diese Altersstufe.

Jede Kultur hat ihre eigene Art, Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten und mit Situationen wie den oben beschriebenen umzugehen. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Es ist jedoch hilfreich zu wissen, was hierzulande von Eltern und Kindern erwartet wird.

Sehen wir uns die genannten Beispiele genauer an:

Wickeln ist für kleine Kinder lästig. Sie laufen weg. Im ersten Beispiel wird Ardas Verhalten mit Aufmerksamkeit und Schokolade belohnt. Arda wird in Zukunft immer öfter weglaufen. Die Mutter kann aus diesem unangenehmen „Spiel“ aussteigen, wenn sie Arda klar und eindeutig zum Wickeln holt und ihn dafür lobt, dass er mitkommt und sich wickeln lässt. Lob wirkt wie ein Zauberstab!

Kinder, die so wütend werden wie Kerim im zweiten Beispiel, werden von ihrer Wut geradezu überflutet und können sich selbst nicht mehr regulieren. Sie brauchen Hilfe von außen. Ein eindeutiges „Stopp“ ist eine klare verlässliche Grenze, die Sicherheit vermittelt. Nachgeben verschlimmert das Verhalten, das Kind ist verunsichert und rastet noch mehr aus. Unsichere Eltern versetzen ein Kind in Panik – es schreit noch lauter.

Sie helfen Ihrem Kind, wenn Sie bei Geschrei und Wutausbrüchen nicht nachgeben. Sobald Ihr Kind merkt, dass Sie Ruhe bewahren, wird es nach einigen Versuchen mit diesem Verhalten aufhören. Es erlebt Sie als stark. Kinder brauchen für ihre Entwicklung starke Eltern, die bei ihrem Wort bleiben und verlässlich sind. Vor starken Eltern haben Kinder Achtung, vor schwachen Eltern keine.

Sarah im dritten Beispiel möchte sich selber ausziehen und protestiert, wenn sie es nicht darf. Hirnforscher haben herausgefunden, dass es für die geistige Entwicklung und das Lernen gut ist, Kinder Dinge machen zu lassen, für die sie sich interessieren. Deshalb ist ebenso wichtig wie eindeutiges Handeln der Eltern das Zulassen und Fördern von Selbständigkeit bei den Kindern. Spätestens in Kindergarten und Schule wird ein gewisses Maß an Selbständigkeit erwartet und vorausgesetzt.

Kinder sind von Haus aus lern- und wissbegierig. Ermuntern Sie Ihr Kind, Dinge selbst zu versuchen, auch wenn es am Anfang schwierig ist. Sie vermitteln damit die Botschaft: „Ich trau es dir zu!“ Hat Sarah sich alleine ausgezogen, ist sie stolz auf sich. Zu merken: „Ich kann das!“ schafft Selbstvertrauen.

Durch das Fördern der Selbständigkeit können Sie Ihrem Kind helfen, sich in der Gruppe oder Klasse leichter zu integrieren.

Wie können Sie Ihr Kind beim Selbständigwerden unterstützen?

Durch das Einbeziehen Ihrer Kinder in Alltagstätigkeiten werden wichtige Fertigkeiten erlernt und eingeübt. Ganz nebenbei wird auch noch die Konzentration und Ausdauer geschult. Die Kinder tun sich beim Lernen in der Schule dann viel leichter.

Schenken Sie (positive) Aufmerksamkeit. Gehen Sie auf Ihr Kind ein, wenn es etwas tun möchte, wenn es Ihnen zeigt, was es gemalt oder gebaut hat, oder Ihnen vom Kindergarten erzählt. Wenden Sie sich Ihrem Kind mit voller Aufmerksamkeit zu. Jeweils 5 – 10 Minuten genügen bereits. Kinder, die sich gesehen und beachtet fühlen, brauchen sich nicht auffällig zu verhalten, um (negative) Aufmerksamkeit zu ertrotzen. Sie können damit im Vorfeld Streit und Wutausbrüche vermeiden!

Loben Sie Ihr Kind regelmäßig: Das kann ein freundlicher Blick sein, ein Streicheln u.a. Sagen Sie Ihrem Kind möglichst sofort, wenn Sie sein Verhalten gut finden. Z. B. „Du hast dich ganz alleine ausgezogen, das freut mich!“ Kinder, die gelobt werden, zeigen wieder positives Verhalten. Wenn Sie Rat und Hilfe brauchen, können Sie sich an spezielle Beratungsstellen für Familien wenden:

Erziehungsberatungs- und Familienberatungsstellen haben zum Teil muttersprachliche Berater. Sehr oft liegt Informationsmaterial in verschiedenen Sprachen aus. Eine Erziehungsberatungsstelle in Ihrer Nähe finden Sie unter www.bek.de.

Unter www.dajeb.de finden Sie unter dem Stichwort „Beratung für Migranten und Spätaussiedler“ spezielle Beratungsangebote für Familien mit Migrationsgeschichte an Ihrem Wohnort.

Familienbildungsstätten bieten Kurse und Vorträge zu Erziehungsfragen an. Unter www.familienbildung-deutschland.de finden Sie Familienbildungsstätten in Ihrer Nähe.

 

Für Peter Pelikan e.V. schrieb: Ruth Pörnbacher, Dipl. Sozialpädagogin und Systemische Familientherapeutin. Sie begleitet neben anderem Mütter mit Migrationsgeschichte und ihre Kleinkinder im Gruppensetting und im Rahmen von Hausbesuchen bei der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle der Diakonie Hasenbergl e.V., München.

 

Expressbrief downloaden