Alle Eltern wollen das Beste für Ihr Kind. Und in einer Gesellschaft, in der Leistung, Effizienz und Erfolg gefragt sind, versuchen Eltern ihre Kinder frühzeitig zu fördern – auf allen Linien und in möglichst vielen Bereichen. Die Angst, dem Kind nicht die besten Chancen zu bieten oder ein Talent übersehen zu haben treibt Eltern nicht selten dazu, von Beginn an jeden erdenklichen Kurs zu besuchen und jeden Tag mit unterschiedlichsten Aktivitäten auszufüllen. Der Grat von Förderung zur Überforderung ist oftmals sehr schmal. Um ein Kind in seiner Entwicklung bestmöglich zu unterstützen, ist es wichtig zu wissen wie Kinder überhaupt lernen.
Wie lernen Kinder?
Kinder lernen durch Erfahrung, durch ihre Umgebung und durch das Spiel. Um Erfahrungen zu machen bedarf es Zeit, eine anregende und interessante Umgebung und viel Kontakt zu den Eltern. Durch Nachahmung der Tätigkeiten, die Kinder bei Erwachsenen beobachten, kommt es zum Lernen. So bringt es beispielweise weitaus mehr das Kind beim täglichen Kochen einzubinden, als es einmal wöchentlich zum Ballett zu schicken.
Weit wichtiger als viele Eltern annehmen ist für ein Kind das freie Spiel. Was sich Kinder im Spiel selbstständig aneignen, hat große Auswirkung auf seine weitere Entwicklung. Von Beginn an hat jedes Kind eine angeborene Freude am Spiel. Es ist neugierig, spontan und experimentierfreudig. Was viele nicht wissen: Spielen, vor allem das „freie Spiel“, ist ein Alleskönner, bei dem grundlegende Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse gefestigt werden:
- Selbstwertgefühl, Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen
- Verantwortung übernehmen für sich selbst und andere
- Förderung von Denkfähigkeit und Kreativität
- Empathie, Einfühlungsvermögen, sich selbst einbringen, aber auch das Überdenken des eigenen Standpunkts
- Gemeinschaftsgefühl und Konfliktlösung
- Einhalten von Regeln
- Aushalten von Enttäuschung und Misserfolg
Diese Beispiele zeigen Fertigkeiten, die Eltern ihren Kindern nicht beibringen können, sie müssen erfahren und erlebt werden. Dies geschieht vor allem im Austausch mit anderen Kindern. Wichtig für den Erwachsenen ist dabei, dem Kind so wenig wie möglich vorzugeben oder zu versuchen das Spiel zu strukturieren. Eltern sind natürlich trotzdem enorm wichtig für das Kind. Durch sie bekommen die Kleinen Anregungen und Erfahrungsmöglichkeiten und auch als Mitspieler sind sie immer interessant. Vorausgesetzt sie folgen dessen Spielregeln. Zudem sind Eltern immer ein beliebtes Publikum, dem Stolz neue Spiele und Ideen präsentiert werden.
Talente und Interessen fördern – aber richtig
Ganz prinzipiell sollten Eltern lernen, sich von eigenen Vorstellungen und Wünschen zu lösen, die sie für ihre Kinder vorgesehen haben und als „richtig“ und „wichtig“ erachten. Selbstverständlich ist es nicht falsch, dem Kind jede Möglichkeit zu bieten und Kurse bzw. Fördermöglichkeiten anzubieten. Es sollten jedoch einige Punkte beachtet werden:
Ein Zuviel an Förderung kann das Gegenteil bewirken. Eltern sollten sich an Förderangeboten orientieren an dem das Kind Spaß hat und wo es gerne hingeht. Die Wünsche der Kinder können hier sehr wohl mit den Vorstellungen der Kinder kollidieren. Es ist wichtig, das Kind bei dessen Vorstellungen und Wünschen zu unterstützen. Es darf auch nicht vergessen werden, dass viele Interessen nur von bestimmter Dauer sind – Kinder sind neugierig und orientieren sich immer wieder neu.
Förderung sollte immer der Geschwindigkeit des Kindes angepasst werden. Jedes Kind hat einen eigenen Rhythmus und ein eigenes Tempo. Schon ein afrikanisches Sprichwort besagt: „das Gras wächst nicht schneller wenn man daran zieht“,
Kinder sollten genügend Zeit für unbeschwertes und freies Spielen haben. Kinderkrippe und Kindergarten sind für Kinder keineswegs nur große Spielplätze und Freizeitangebote. Sie sind genauso anstrengend und herausfordernd wie es der Arbeitsplatz für den Erwachsenen ist. Kinder brauchen „freie Nachmittage“ um zu spielen, zu faulenzen, zu entspannen und auch einfach mal nichts zu tun. Langeweile ist eine hervorragende Voraussetzung für Kreativität!